In Deutschland liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch bei etwa 14 Kilogramm [1]. Zwar entwickeln wir ein immer größeres Bewusstsein für die Rechte von Tieren und entscheiden uns durch unsere Ernährung zunehmend gegen ihre Ausbeutung und das damit verbundene Leid, doch noch immer sind es vor allem Fische, die von diesen Überlegungen oft ausgenommen sind.

Fische sind uns durch ihre Lebenswelt im Wasser denkbar fern und erhalten somit leider deutlich weniger Mitgefühl als Säugetiere oder Vögel. Ihre Emotionen sind für uns kaum ersichtlich und auch die Interaktion mit ihnen ist schwierig. Doch können sie wie andere Lebewesen Angst und Stress empfinden. Ihr Schmerzsystem ähnelt dabei dem von Säugetieren und Vögeln. Auch ihre kognitiven Fähigkeiten sind deutlich größer als man es vermuten könnte. So können sie sozial interagieren und kooperieren etwa bei der Jagd mit Artgenossen oder über ihre eigene Art hinaus. Sie sind außerdem sehr lernfähig und können ihre Umwelt als Werkzeug benutzen. Beim Knacken von Muscheln werden Fische zum Beispiel dabei beobachtet, wie sie Steine als Hilfsmittel einsetzen, um an ihre Nahrung zu gelangen.

Leere Ozeane bis 2050

Es scheint daher nur noch grausamer, dass Fische in unvorstellbaren Mengen getötet werden, um auf unseren Tellern zu landen. So werden jedes Jahr etwa 9,1 Millionen Tonnen Fische und andere Wasserlebewesen aus den Ozeanen und Seen gefischt, was nach Schätzungen bis zu 2,7 Billionen Individuen entspricht [2]. Schon heute sind laut dem WWF 80% der Fischbestände in unseren Gewässern überfischt oder befinden sich an der Grenze zur Überfischung [3]. Wissenschaftler und Experten gehen davon aus, dass unsere Ozeane bis 2050 beinahe leer gefischt sein werden. Diese Prognosen gehen mit einem verheerenden Schicksal für die Artenvielfalt einher. Das so komplexe Ökosystem unserer Gewässer wird dadurch einen Schaden nehmen, der kaum rückgängig zu machen sein wird und auch die Existenz vieler Vogelarten und anderer Lebewesen nachhaltig verändern wird.

Neben der konventionellen Fischerei spielt auch der illegale Fischfang eine große Rolle. Jährlich werden bis zu 14 Tonnen Wasserlebewesen illegal gefischt [4]. Sie entgehen somit jeglichen Fangkontrollen. Auch die Arbeitsbedingungen sind häufig kaum zu tolerieren. Darüber hinaus kommt es besonders im asiatischen Raum immer wieder zu illegalen Fangpraktiken. Bei der besonders brutalen Dynamitfischerei etwa werden Sprengsätze ins Wasser geworfen, welche durch ihre Detonation sämtliche Lebewesen töten und diese nur noch eingeholt werden müssen. Auch die fragilen Ökosysteme werden durch die Explosion schwer angegriffen oder gar zerstört. Nicht zuletzt setzen sich giftige Stoffe ab und belasten die Qualität des Wassers enorm.

Delfine, Haie, Seevögel

Die Fischerei stellt nicht nur eine Gefahr für die Bestände von sogenannten Speisefischen dar, sondern bedeutet auch für eine Vielzahl verschiedener Lebewesen den Tod und die Gefährdung ihrer gesamten Art. So sind etwa 40% der gefangenen Meereslebewesen Beifang [5]. Zum Beifang zählen zum Beispiel Delfine und Wale, Haie, Rochen, Meeresschildkröten aber auch Seevögel. Zwar werden einige von ihnen nach dem Fangen zurück ins Meer geworfen, doch oftmals sind sie durch die Netze schwer verletzt oder bereits in den Netzen gestorben. So sterben pro Jahr alleine 300.000 Wale und Delfine in Fischernetzen [6]. Zudem gilt der Beifang als Hauptursache für das Verschwinden der weißen Haie aus dem nördlichen Atlantik. Durch die Reduktion von natürlichen Fressfeinden können sich andere Arten unkontrolliert vermehren. Auf diese Weise wird einmal mehr die Zerstörung des lebensnotwendigen Ökosystems Ozean in Kauf genommen.

Dreifaches Leid

Die Fischerei bringt dreifaches Leid über die Tiere. Nach dem qualvollen Fang folgt das Einholen der Netze und zuletzt die Tötung der Tiere, die oft mehrere Stunden später erfolgt.

In der konventionellen Fischerei kommen verschiedene Fangmethoden zum Einsatz. So sind vor allem Schleppnetze ein verbreitetes Mittel zum Fischfang. Die trichterförmigen Netze können bis zu 1,5 Kilometer lang sein und haben oftmals eine Öffnung von bis zu 23.000 m², was etwa fünf Fußballfeldern entspricht [7]. Die gigantischen Grundschleppnetze schleifen über den Meeresboden und zerstören den Lebensraum vieler Lebewesen. Oft werden Fischschwärme verfolgt, sie geraten beim Fangen in Panik, und verheddern sich in den Netzen. Beim Einholen der Netze werden viele von ihnen durch ihre Artgenossen erdrückt. Auch die empfindliche Schwimmblase der Fische kann durch den Druckverlust beim Einholen der Netze platzen und den Fischen ein erhebliches Leid bedeuten.

Auch den Langleinennetzen, die mehrere Kilometer lang sein können, sind die Meeresbewohner schutzlos ausgeliefert. So kann es Stunden oder gar Tage dauern, bis die Netze eingeholt werden. Besonders häufig verfangen sich auch Meeresschildkröten, Haie und Seevögel in diesen Netzen.

Die Tötung der Fische erfolgt meist auf eine Weise, die mit Verstößen gegen das Tierschutzgesetz einhergeht. So müssen Fische vor der Tötung grundsätzlich betäubt werden. Tatsächlich sterben die meiste Fische unbetäubt durch Ersticken oder ihre Organe werden gar bei Bewusstsein entfernt. Das Legen der Fische auf Eis sorgt dafür, dass sich ihr Leid deutlich verlängert. Ihr Tod kann so erst nach mehreren Stunden eintreten.

Zwar gibt die EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Fangmethode von Fischen vor, doch sind die Vorgaben sehr ungenau. Die Kennzeichen geben daher nur bedingt Aufschluss über die eingesetzte Fangmethode.

Alternative Aquakultur?

Als Alternative zur zerstörerischen Fischerei kommen immer öfter Aquakulturen zum Einsatz, in den beispielsweise Forellen oder Karpfen herangezüchtet werden. Dabei stehen die Aquakulturen unter dem selben ökonomischen Druck, der für die industrielle Massentierhaltung üblich ist. Auch hier muss ein Betrieb möglichst profitorientiert arbeiten, worunter die gehaltenen Tiere zwangsläufig leiden.

Fische aus Aquakulturen werden immer beliebter. So wurden alleine 2018 über 114 Tonnen Fische aus der Zucht für den Verzehr getötet [8]. Diese Zahl übersteigt sogar die der wild gefangenen Fische. Mit großem Abstand zählt hier China als Hauptproduzent solcher Fische. In Europa liegt der Anteil an Fischen aus Aquakulturen jedoch bei weniger als einem Fünftel [9]. Der überwiegende Teil der Fische, die in Deutschland auf den Tellern landen, stammt zudem aus dem Ausland.

Zwar können durch Aquakulturen Probleme wie Beifang vermieden werden, doch sind sie nicht mit weniger Tierleid verbunden. So kann es durch die wirtschaftliche Orientierung oft zu hohen Besatzquoten kommen: zu viele Fische müssen mit wenig Platz auskommen. Die hohe Zahl an Tieren bringt oft enormen Stress. Darüber hinaus wird die Qualität des Wassers bei hoher Dichte an Tieren zunehmend zum Problem. Schlechtes Wasser bedeutet für die Fische eine erschwerte Atmung. Auch sind sie Krankheiten und Parasiten ausgeliefert. Um dem entgegenzuwirken werden Pestizide eingesetzt, wodurch es zu Mutation kommen kann. Die Fische verfetten, da sie sich kaum bewegen können und werden zusätzlich mit Kraftfutter und Fischmehl gefüttert. Das Kraftfutter besteht aus Sojapellets, für die der Regenwald gerodet wurde und das Fischmehl besteht aus Fischen, die aus dem Meer gefangen wurden.

Durch die hohe Konzentration an Fischen an einem einzigen Ort wird das Gewässer stark belastet. Die Futterreste und Ausscheidungen sinken zu Boden und verschmutzen das Gewässer. Der Sauerstoffgehalt des Wasser sinkt und zerstört damit das gesamte Ökosystem.

Die wahre Alternative

Trotz all dieser Tatsachen landet Fisch bei den meisten Menschen noch immer regelmäßig auf dem Teller. Dabei wird häufig betont, dass Fisch durch seine Omega-3-Fettsäuren besonders wichtig für unsere Ernährung ist. Tatsächlich können aber auch viele pflanzliche Alternativen wie etwa Algen- oder Leinöl gute und gewaltfreie Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren sein, die darüber hinaus nicht mit Schwermetallen und Ähnlichem belastet sind. Ein Umstieg lohnt sich also.

Wenn auch du etwas gegen die Ausbeutung von Tier, Mensch und Natur tun möchtest, dann entscheide dich bei deinem Einkauf für tierfreundliche und vegane Produkte. Versuch’s doch mal mit den veganen Fisch-Alternativen in deinem Supermarkt und setze dich so aktiv für mehr Gerechtigkeit ein.

~Spread Love and Happiness~

 

[1] BMEL (2020): Fischerei.

[2] Albert Schweitzer Stifung für unsere Mitwelt (2020): Fische (wild).

[3] WWF Deutschland (2009): WWF-Bericht über die Bedrohung der Meere und Küsten. Frankfurt, S. 3.

[4] Albert Schweitzer Stifung für unsere Mitwelt (2020): Fische (wild). 

[5] Albert Schweitzer Stifung für unsere Mitwelt (2020): Fische (wild). 

[6] WWF Deutschland (2009): WWF-Bericht über die Bedrohung der Meere und Küsten. Frankfurt, S. 6.

[7] Albert Schweitzer Stifung für unsere Mitwelt (2020): Fische (wild).

[8] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Fische in Aquakultur.

[9] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Fische in Aquakultur.