Wer ist nicht schonmal beim Beobachten eines Lamms dahingeschmolzen? Wenn die süßen Tierkinder fröhlich über Wiesen toben und beim Miteinanderspielen vergnügt blöken, geht wohl uns allen das Herz auf. Lämmer sind nicht nur zuckersüß, sondern gelten darüber hinaus als Unschuldssymbol. Es ist daher kaum zu glauben, dass in Deutschland jährlich mehr als eine Million Schafe geschlachtet werden, von denen der großen Mehrheit bereits als kleine Lämmer ihr Leben gewaltsam genommen wird [1]. Denn das Fleisch der friedlichen Tierkinder gilt als besonders hochwertig und wird vor allem unter gesundheitsbewussten Menschen bevorzugt. Was das jedoch für die wehrlosen Tiere bedeutet, verdrängen die meisten Menschen leider.
Die Schafe leben doch idyllisch?
Die Haltung von Schafen wirkt auf die meisten Menschen zunächst sehr idyllisch. Die Schafe scheinen stets ein Leben in Freiheit auf saftigen Wiesen genießen zu dürfen, doch bei aller Landromantik sollte man nie vergessen, dass die Tiere leben, um für uns Menschen einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Jedes Tier dort wird daher früher oder später den Weg zur Schlachtung antreten.
Wenn die Schafe im Sommer in den Genuss von grünen Wiesen kommen, so verbringen die meisten von ihnen den Winter in engen Ställen. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) empfiehlt hier lediglich einen Quadratmeter Fläche pro Tier [2]. Die Schafe können ihren Bewegungsdrang daher nur eingeschränkt ausleben. Es kann jedoch auch vorkommen, dass einige Lämmer den Stall niemals verlassen, um sich im Freien bewegen zu können.
Die Schafe sind doch gesund und stressfrei?
Die Haltung der Schafe auf engem Raum kann verschiedene gesundheitliche Probleme für die freundlichen Tiere mit sich bringen. So ist beispielsweise der Wurmbefall eine der häufigsten Todesursachen unter Schafen. Das BMEL betont in diesem Zusammenhang, dass kaum ein Schaf frei von Würmern sei und die regelmäßige Kontrolle der Tiere einem sich ausbreitenden Wurmbefall entgegenwirken solle [3]. Schafe, die an Würmern erkranken, leiden neben Durchfall und Blutarmut auch an einem Nährstoffmangel.
Ein weiteres Problem stellt auch die Moderhinke dar. Die ansteckende Krankheit wird durch unzureichende Klauenpflege sowie ständiges Stehen in feuchten Ställen oder dauerhaft nassen Weiden begünstigt. Sie greift die Klauen der Schafe an und verursacht ihnen enorme Schmerzen. Die betroffenen Tiere können sich dann kaum noch bewegen und beginnen sichtlich abzumagern.
Darüber hinaus müssen die Schafe mindestens ein Mal im Jahr geschoren werden, da sie aufgrund von genetischer Veränderung keinen Wollwechsel mehr haben. Ohne eine Schur würden die Lämmer die Zitzen der Mutter nicht mehr finden oder aber Parasiten nisten sich in die Wolle ein. Die Schur bringt aber Auch einen erheblichen Stress für die sensiblen Tiere mit sich. Neben der Angst leiden Schafe immer wieder an Schurwunden. Besonders bei kalten Temperaturen können sich die Schafe durch den plötzlichen Verlust ihrer Wolle schwer erkälten, sodass ein Wärmeschutz gewährleistet sein muss.
Die Schafe hatten doch ein gutes Leben?
Wie alle Tiere in der konventionellen Massentierhaltung sind auch Schafe von den sogenannten Qualzuchten betroffen [4]. Die Rassen werden auf bestimme Ziele hin gezüchtet; etwa so, dass ihre Körper möglichst viel Fleisch liefern. Diese Zuchten sind jedoch immer mit einem gesundheitlichen Risiko für die Tiere verbunden, dem die Lämmer schon vor der Geburt ausgeliefert sind. Nach nur wenigen Wochen werden sie dann ihren Müttern entrissen, was für Mutter und Kind ein erheblichen emotionalen Schmerz bedeutet. Über den Winter werden die Lämmer dann gemästet und ohne Betäubung und somit bei vollem Bewusstsein kastriert, während ihre Mütter erneut geschwängert werden. Die Tiere, die jedoch nicht mehr fruchtbar sind und den gewünschten Nutzen nicht mehr erfüllen können, werden nach Jahren der Ausbeutung aus wirtschaftlichen Gründen zum Schlachter geschickt.
Auch den Kindern der Schafmütter steht dieses grausame Schicksal bevor. Sobald sie ein Schlachtgewicht von rund 20 kg erreicht haben, wird auch ihnen ihr Leben genommen, damit wir Menschen ihr Fleisch essen können. Im Schlachthaus erwartet sie erst ein Bolzenschuss und anschließend der Tod. An einem Bein aufgehangen, wird ihnen die Kehle aufgeschnitten und sie verbluten. Einigen Tieren steht allerdings auch ein langer und quälender Tiertransport ins Ausland bevor. So saßen während des Staus im Suezkanal kürzlich Tausende von Schafen in engen und schlecht belüfteten Frachtschiffen fest und mussten unter kaum vorstellbaren Bedingungen auf ihren Weitertransport warten, um – am Ziel angekommen – dann oftmals die grausame Schächtung, das Aufschneiden der Kehle ohne Betäubung, zu erleiden.
Die Schafe müssen nicht sterben?
Wenn dich das Schicksal der Lämmer bewegt, dann entscheide dich bewusst gegen Lammfleisch und Wolle. Denn mit jedem Kauf kannst du den Tieren deine Stimme geben und dich gegen das unnötige Leid aussprechen. Greife zu veganen Alternativen und mache die Welt somit ein Stück besser!
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[1] Statistisches Bundesamt (2020): „Gewerbliche Schlachtungen im Jahr 2019“.
[2] BMEL (2020): „Tierwohl in der Schafhaltung“.
[3] BMEL (2020): „Tierwohl in der Schafhaltung“.
[4] PETA (2015): „Wie Schafe und Ziegen in Deutschland leben müssen“.