Gerade jetzt im kalten Winter steigt die Nachfrage nach warmer Kleidung, die uns optimal vor Wind und Wetter schützt. Besonders beliebt sind Pullover, Mützen und Schals aus Wolle, denn das Material hält sehr warm und gilt als funktional. So werden auch dieses Jahr sicher viele Menschen Wollprodukte mit gutem Gewissen unter den Weihnachtsbaum legen. Denn Wolle scheint auf den ersten Blick ein nachhaltiges Material zu sein. Zudem erscheint die Wollproduktion den meisten Menschen auch als eine vergleichsweise tierfreundliche Industrie: Wer denkt dabei nicht an glückliche Schafe auf weitläufigen grünen Weiden und einen Schäfer, der liebevoll auf seine Schafe achtet? Doch diese Idylle ist weit entfernt von der Realität.

Auch Strubbel hätte alles dafür gegeben, aus dieser Realität zu entkommen. Er ist sanftmütig, verspielt und manchmal auch etwas frech. So wie die meisten seiner Artgenossen, die zur Wollproduktion dienen, lebt er in Australien. Sehr viele kommen auch aus Neuseeland, daher rentiert sich die deutsche Wollproduktion im Vergleich zu diesen beiden Exportriesen nicht.

Aber Schafe müssen doch geschoren werden?“

Schon bei seiner Geburt ist Strubbels Leid vorbestimmt. Denn er ist ein Merinoschaf, das durch den Menschen darauf gezüchtet wurde, durch viele Hautfalten möglichst viel Wolle an seinem Körper zu tragen. Diese Zucht bildet den Großteil aller Schafe, die in Australien zur Wollproduktion eingesetzt werden [1]. Sie sind durch diese veränderte Qualzucht auf die Schur durch den Menschen angewiesen, da sie die Massen an Wolle kaum tragen können. Normalerweise würde ihr Körper nur so viel Wolle produzieren wie nötig wäre, um sie vor Kälte zu schützen.

Aber Schafe führen doch ein ruhiges Leben auf der Weide?“

Strubbel lebt mit unzähligen seiner Artgenossen zusammen. Aufgrund der Herdengröße mangelt es an Pflege. Er ist noch keine acht Tage alt, als ihm aus Gründen der Hygiene und Infektionsprävention ohne jegliche Form einer Betäubung der Schwanz kupiert wird. Kurz danach erfolgt ebenfalls die betäubungslose Kastration, die für Strubbel extrem schmerzvoll und kräftezehrend ist. Doch ein viel größerer Albtraum steht Strubbel noch bevor. Es ist das sogenannte Mulesing, das in Deutschland zwar verboten ist, in Australien jedoch üblicherweise praktiziert wird [2]. Die grausame und blutige Praktik besteht daraus, den Lämmern die Hautfalten rund um den Schwanz und After ohne Betäubung und bei vollem Bewusstsein abzuschneiden. So soll verhindert werden, dass die Fäkalien in den vielen Hautfalten der Merinoschafe, Fliegen anziehen und auf diese Weise Infektionen begünstigen. Nach diesem unfassbar schmerzhaften Eingriff findet keine Wundversorgung statt, sodass Strubbels Wunde nur sehr langsam heilt und über lange Zeit Schmerzen verursacht. Die Wunden anderer Lämmer infizieren sich, was einige von ihnen das Leben kostet.

Aber die Schur ist doch eine Erleichterung für die Tiere?“

Strubbel hat den grausamen Eingriff überlebt und wird nun zum ersten Mal geschoren. Dieser Prozess ist mit so großem Stress für die Schafe verbunden, dass einige von ihnen in Schockstarre verfallen. Die Arbeiter in Australien werden normalerweise nicht nach Stunden, sondern nach Wollmenge bezahlt. Dies kann zu einem ungeduldigen und gewaltsamen Umgang mit den Schafen führen, bei dem tiefe Schnittwunden entstehen und fehlende Sorgfalt an der Tagesordnung steht [3]. Teilweise werden Extremitäten wie Genitalien und Ohren verletzt oder sogar abgetrennt. Aufgrund der Verletzungen erleiden die Schafe starke Schmerzen und Infektionen. Üblicherweise wird im Frühjahr geschoren, sodass einige Schafe durch den plötzlichen Verlust der wärmenden Wolle erkranken oder gar erfrieren. Doch auch das andere Extrem konnte Strubbel beobachten. Denn im heißen Sommer starben einige seiner Artgenossen unter der Wolllast, die sie zu tragen hatten, an Überhitzung [4].

Aber die Schafe in der Wollproduktion werden doch nicht geschlachtet?“

Strubbel hat nun einige Jahre auf seiner Farm gelebt und große Mengen an Wolle produziert. Doch nun wird er alt und sein Körper gibt nun weniger Wolle, wodurch er nicht mehr rentabel genug ist. Mit vielen anderen Schafen wird er auf ein riesiges Containerschiff gepfercht und begibt sich auf eine tagelange Reise über den Ozean. So ergeht es jährlich etwa vier Millionen Schafen, die aus Australien in den Nahen Osten oder Nordafrika verschickt werden [5]. Auf dem Transport hat Strubbel Hunger und Durst. Außerdem ist die Luft sehr schlecht und es ist viel zu eng. Die furchtbaren Bedingungen kosten viele Schafe das Leben. Erst vor wenigen Wochen sank ein vergleichbares Schiff mit 14.000 Schafen, die qualvoll ertranken [6]. Strubbel überlebt den Transport gerade so. Doch im Zielland angekommen, wird er in ein Schlachthaus geführt. Er hat Angst und wehrt sich, doch wie für die Halal-Schlachtung üblich, wird ihm bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschnitten. Strubbel verblutet qualvoll und erleidet einen minutenlangen Todeskampf.

Aber das wusste ich alles nicht!“

Wenn dich Strubbels Schicksal bewegt hat, dann kannst du nun einen Beitrag dafür leisten, dass Millionen Tieren dieses Leid erspart werden kann. Entscheide dich bei deinen nächsten Käufen bewusst gegen Wolle und wähle eine der zahlreichen tierfreundlichen Alternativen wie z.B. Baumwolle. Achtung ist auch bei scheinbar Mulesing-freier Wolle geboten: Auch hier ist das Leid der Schafe unvermeidbar. Zudem zeigte ein Test von ZDFzoom und DER SPIEGEL, dass keines der im Test geprüften Kaufhäuser eine transparente Lieferkette und somit Mulesing-freie Wolle garantieren konnten [7].

Nutze deine Stimme für Tiere wie Strubbel und entscheide dich gegen Tierleid!

~ Spread Love and Happiness ~

 

[1] Albert Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt (2016): „Schafwolle: Tierschutz- und umweltrelevant“. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle

[2] Albert Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt (2016): „Schafwolle: Tierschutz- und umweltrelevant“. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle

[3] Albert Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt (2016): „Schafwolle: Tierschutz- und umweltrelevant“. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle

[4] Albert Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt (2016): „Schafwolle: Tierschutz- und umweltrelevant“. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle

[5] Albert Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt (2016): „Schafwolle: Tierschutz- und umweltrelevant“. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle

[6] Süddeutsche Zeitung (2019): „Über 14 000 Schafe vermutlich ertrunken“. https://www.sueddeutsche.de/panorama/rumaenien-schafe-schiff-unglueck-1.4696146

[7] ZDFzoom (2019): „Merino-Boom: Der wahre Preis der Kuschelwolle“. https://www.zdf.de/nachrichten/heute/zdfzoom-merino-boom-preis-der-wolle-aus-australien-ueberzuechtete-schafe-mulesing-100.html