Wenn wir Massentierhaltung hören, dann denken wir wohl zuerst an Rinder, Schweine und Geflügel. Doch auch eine weitere Tierart, an die kaum jemand denkt, ist Opfer der Ausbeutung durch den Menschen. Kaninchen werden von uns Menschen auf so viele Weisen ausgenutzt wie kaum ein anderes Lebewesen. Millionen von Tieren leiden und sterben jährlich wegen ihres Pelzes, in Versuchslaboren und in qualvollen Heimtierzüchtungen. Da aber auch die Nachfrage nach Kaninchenfleisch seit Jahren stetig steigt, gibt es so viele Mastkaninchen wie nie, die für den menschlichen Verzehr unter unwürdigen Bedingungen leben und schließlich grausam sterben müssen.

Allein für den Fleischkonsum in Deutschland werden jährlich etwa 30 Millionen Tiere geschlachtet [1]. Dabei stammt nur ein geringer Teil des Kaninchenfleischs vom Bauernhof nebenan. Der überwiegende Teil der Mastkaninchen lebt in großen Betrieben mit bis zu 5.000 Tieren in Batterien. Dass die Zustände dieser Haltung nicht nur vergleichbar, sondern oftmals schlimmer sind als die Legebatteriehaltung von Hühnern, liegt daran, dass unglaublicherweise erst im August 2014 eine gesetzliche Regelung für die gewerbliche Kaninchenhaltung beschlossen wurde. Diese sieht allerdings auch eine bis zu zehn Jahren dauernde Übergangsfrist vor [2]. Auch abseits dieser Übergangsfrist wird die Verordnung kritisch betrachtet. So betont die Albert Schweitzer Stiftung, dass die Richtlinien zwar einen Schritt in Richtung Tierwohl tun, die angestrebten Haltungsbedingungen jedoch noch immer nicht artgerecht sind [3].

Geselligkeit und Bewegungsdrang

Besonders die Haltungen in Käfigen ist für die so bewegungsfreudigen und sozialen Tiere eine Qual. Kaninchen, die in der Natur sogar älter als zehn Jahre werden können, sind gesellige Tiere mit einem ausgeprägtem Sozialleben. Sie leben natürlicherweise in Kolonien, in denen eine feste Rangordnung für jedes Geschlecht besteht. Zusammen leben sie in selbstgebauten Erdhöhlen, die aus bis zu über hundert Röhren und Kammern bestehen können. Erst in der Dämmerung verlassen die Kaninchen ihren sicheren Bau, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Ist ein Feind in Sicht, trommeln die Kaninchen mit ihren Hinterläufen auf den Boden, um die Artgenossen vor der bevorstehenden Gefahr zu warnen. Das Zusammenleben in der Gruppe spielt für die Kaninchen so eine wichtige Rolle. Sie verbringen viel Zeit mit der gemeinsamen Fellpflege oder dem gemeinsamen Ruhen, aber auch die Nahrungsaufnahme und die Bewegungsaktivitäten wie Laufen oder Springen finden zusammen statt.

Platzmangel und Verhaltensstörungen

Artgerechte Haltungsformen für Kaninchen in der Massentierhaltung gibt es bisher in Deutschland nicht flächendeckend. Konventionelle Betriebe bieten den sozialen und aktiven Tieren weder genug Bewegungsmöglichkeiten noch Kleingruppenhaltung oder eine abwechslungsreiche und stimulierende Umgebung. Tatsächlich ist die Haltung in Batterien, die sich über mehrere Etagen erstrecken können, noch üblich. Aufgrund der Enge sind die Kaninchen zur Bewegungsunfähigkeit gezwungen und leiden als Folge häufig an Gelenkproblemen oder Verkrümmungen der Wirbelsäule. Die Kaninchen leben also in Käfigen, die laut Tierschutz-Nutztierverordnung mindestens 30 cm breit und 50 cm lang sein müssen [4]. Jedem Tier steht darüber hinaus in der Mast nur ein Platz von 800cm² zur Verfügung, was gerade einmal der Fläche eines DIN A4-Blattes sowie fünf EC-Karten entspricht [5]. Viele der Käfige sind kahl und verfügen über kein Einstreu, sodass die Kaninchen ihr Dasein auf Gitterrosten fristen und erhebliche Verletzungen an den Pfoten erleiden.

Die unwürdige und nicht artgerechte Haltung der Mastkaninchen verursacht eine erhebliche Anzahl an Erkrankungen und Verhaltensstörungen. So sind Knochenbrüche oder Einschränkungen der Motorik aufgrund fehlender Bewegungsmöglichkeiten keine Seltenheit. Auch verschiedene Infektionskrankheiten stellen ein großes Problem dar und sind mitverantwortlich für die sehr hohe Rate von nahezu einem Drittel Kaninchen, die bereits vor der Schlachtung sterben. Darüber hinaus sorgen der Platzmangel sowie das unzureichende Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten zu extremen Verhaltensstörungen, die sich in aggressivem Verhalten, Gitternagen oder Schwanzbeißen äußern. Auch werden dabei immer wieder erschreckende Beobachtungen gemacht, bei denen Kaninchen stetig um die eigene Körperachse kreisen oder sich gar die eigenen Pfoten bis auf die Knochen abnagen [6]. Die Grundbedürfnisse der sonst so geselligen Kaninchen werden in der Käfighaltung auf grausame Weise unterbunden, was sich in ebendiesen schwerwiegenden körperlichen und psychischen Symptomen äußert.

Geburten und Todesfälle

Um den Mastbestand sicherzustellen, werden die weiblichen Kaninchen einzeln gehalten. Isoliert von ihren Artgenossen bekommen sie bis zu elf mal pro Jahr Junge. Pro Wurf können es bis zu zwölf Kaninchenjunge sein. Um diese hohe Rate an Nachwuchs sicherzustellen, werden die Mutterkaninchen direkt nach der Geburt erneut gedeckt. Durch die ständige Schwangerschaft und regelmäßigen Geburten alle 4-6 Wochen erfährt der Körper der Mutter eine unvorstellbare Belastung, sodass es auch hier zu vielen Todesfällen kommt. Rund 20-50 % der Muttertiere versterben an Stress [7]. Darüber hinaus gibt es in den engen Käfigen mit Wurfkisten keinerlei Rückzugsmöglichkeiten für das Mutterkaninchen, sodass das Bedürfnis nach Nähe und Distanz nicht ausgelebt werden kann und es zu einer gestörten Beziehung zwischen Mutter und Jungen kommt. Diese kann im Extremfall dazu führen, dass die sonst so sozialen Tiere ihre Jungen töten und fressen.

Qualzucht und Mastfutter

Wie bei vielen Tieren, die für den Menschen in der Nahrungsmittelproduktion ausgebeutet werden, beginnt das Leid der Kaninchen nicht erst durch die schlechten Haltungsbedingungen. Auch bei den Mastkaninchen handelt es sich um sogenannte Hochleistungshybride wie das weiße ZIKA-Kaninchen: Tiere, die mit den Zielen des schnellen Wachstums sowie der Fleischqualität und -menge gezüchtet werden. Das Wohlergehen der Tiere steht dabei stets hinter den wirtschaftlichen Interessen. Auch die Fütterung mit besonders nährstoffreichem Futter für ein schnelles Erreichen des Mastgewichts bringt gesundheitliche Probleme für die Kaninchen mit sich. Es handelt sich hier um in Pelletform gepresstes Trockenfutter, das schwer verdaulich ist und so zu Magen-Darm-Erkrankungen führt. Auf diese Weise erreichen die Hochleistungskaninchen ihr Endmastgewicht von 3 kg unnatürlich schnell nach bereits 90 Lebenstagen, sodass sie noch als Jungtiere geschlachtet werden [8].

Stromschlag und Bolzenschuss

Den Kaninchen, die nicht bereits in der Mast ihr Leben aufgrund von Krankheiten oder dem erheblichen Stress verloren haben, stehen nun der qualvolle Transport ins Schlachthaus und die Tötung bevor. Die Betäubung der Tiere wird üblicherweise durch einen Stromschlag oder Bolzenschuss durchgeführt. Bei der Elektrobetäubung wird Strom durch das Gehirn der Kaninchen geleitet, was einen Epilepsie-ähnlichen Anfall und somit eine Störung der Gehirnfunktion herbeiführt. Beim Einsatz des Bolzenschussgeräts wiederum durchbricht der Bolzen den Schädel des Kaninchens. Der Schlag löst eine Gehirnerschütterung aus und zerstört dabei Teile des Gehirns.

Neben diesen gewaltsamen Methoden zur Betäubung ist darüber hinaus ein stumpfer Schlag als Betäubung erlaubt [9]. Im Anschluss an die Betäubung werden die Kaninchen an den Hinterbeinen in ein Förderband eingehängt, ihnen wird die Halsschlagader durchtrennt oder der Kopf abgetrennt, das Fell abgezogen, die Pfoten abgeschnitten und schließlich die Organe entnommen.

Immer wieder kommt es zu falsch durchgeführten Bolzenschüssen, bei denen die Augenhöhle der Kaninchen zertrümmert wird, sie jedoch keine Betäubung erfahren und somit sämtliche Schmerzen bei Bewusstsein erleiden. Außerdem kann auch die kurze Wirkzeit der Betäubung verhängnisvoll sein. Da die Betäubung nach nur einer Minute nachlässt, können Kaninchen noch vor der Tötung wieder zu Bewusstsein kommen.

Ein Ende des Leids?

Kaninchen erhalten kaum Aufmerksamkeit, wenn wir an die Massentierhaltung denken. Und doch leiden jährlich Millionen von ihnen unter erschreckenden Bedingungen, bevor sie einen gewaltsamen und qualvollen Tod erfahren, nur damit wir Menschen ihr Fleisch essen können. Wenn dich ihr Schicksal bewegt, dann entscheide dich gegen die Ausbeutung der Kaninchen und anderer Tiere und versuche es vegan. Deine täglichen Kaufentscheidungen können ihr Leid beenden!

~Spread Love and Happiness~

 

[1] Deutscher Tierschutzbund (o.J.): „Kaninchenmast“.

[2] BMEL (2015): „Tierschutz in der gewerblichen Kaninchenhaltung“.

[3] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (o.J.): „Kaninchen“.

[4] Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (o.J.): „Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung“

[5] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (o.J.): „Kaninchen“.

[6] Freund, Michaela (2002): „Das qualvolle Leben der deutschen Mastkaninchen“. WELT.

[7] Freund, Michaela (2002): „Das qualvolle Leben der deutschen Mastkaninchen“. WELT.

[8] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (o.J.): „Kaninchen“.

[9] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (o.J.): „Kaninchen“.