Ich bin allein. Ich kann mich kaum bewegen und es ist so kalt. Meine Pfoten schmerzen, eigentlich tut mir alles weh. Ich bin an diesem grausamen Ort Tag für Tag gefangen. Wie lange ich schon hier bin, weiß ich nicht, denn es ist immer viel zu hell. Ich kann kaum schlafen und habe furchtbare Angst. Mein Artgenosse neben mir hat den Stress nicht überlebt. Als die groben Hände ihn berührten, zappelte er und wimmerte vor Schmerzen. Ich musste alles mit ansehen – bis er irgendwann ruhig wurde. Zu ruhig. Ich habe so eine Angst. Die groben Hände kommen zu mir. Ich kann mich nicht bewegen. Plötzlich brennt mein Auge. Es ist unerträglich, aber ich kann nichts tun. Ich sitze in meiner Hölle fest.
Tierversuche in Deutschland
Insgesamt wurden im Jahr 2018 knapp 3 Millionen Tiere in Deutschland zu wissenschaftlichen Zwecken in Laboren gehalten, getestet und teilweise getötet [1]. Davon wurden über 85.000 Kaninchen für Tierversuche verwendet. Das sind zwar knapp 7.000 Kaninchen weniger als im Vorjahr, jedoch ist dafür ein Anstieg anderer Tierarten wie etwa Mäusen zu beobachten. Und ist nicht gar jedes Lebewesen, das in Versuchslaboren leiden und sterben muss, ein Lebewesen zu viel?
Besonders da Tierversuche als eine wenig wissenschaftliche Methode gelten. Die Ergebnisse sind starken Schwankungen unterworfen und sind abhängig von Wohlbefinden, Geschlecht und Gewicht der Tiere. Darüber hinaus werden die scheinbaren Erkenntnisse zumeist von der subjektiven Einschätzung und Bewertung der durchführenden Person bestimmt. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. betont zudem, dass 95% der durch Tierversuche getesteten Medikamente beim Test am Menschen scheitern [2]. Sie sind entweder wirkungslos oder bringen gar enorme Nebenwirkungen für den Menschen mit sich. Und obwohl viele der Versuche aus den 1930er Jahren stammen, sind sie zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie noch immer vorgeschrieben [3]. Vor allem aber sind Versuche an Tieren ethisch nicht vertretbar, wie es Ärzte gegen Tierversuche e.V. betont [4]. Fühlenden Lebewesen vorsätzlich Schmerzen und Leid zuzufügen ist nicht nur grausam, sondern auch moralisch falsch.
Körperliche und psychische Störungen
Gerade die sanften Kaninchen müssen so häufig in den Tierversuchslaboren leiden, da sie von Natur aus so freundliche und ruhige Tiere sind. Sie wehren sich nur selten und lassen sich daher leichter anfassen und für die schrecklichen Versuche missbrauchen. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer Größe einfach zu halten. Auch die schnelle Fortpflanzung wird den Kaninchen zum Verhängnis. Sie garantieren den Laboren so stetigen Nachschub an neuen Lebewesen, die als reine Objekte behandelt werden können.
Im Labor werden die sozialen und bewegungsfreudigen Tiere, die normalerweise in Kolonien leben, in Isolation gehalten. Ein artgerechtes Leben wird ihnen aufs Extremste verwehrt. Sie fristen ihr Dasein in kahlen Käfigen, die ihnen weder Geborgenheit noch Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Langeweile und Einsamkeit sowie Verhaltensstörungen sind daher die Folge für viele der Kaninchen, die von Natur aus mit ihren Artgenossen in komplexen Höhlensystemen leben. Dazu kommt der enorme Stress, der durch labortypische Geräusche und das grelle konstante Licht hervorgerufen wird. Die Tiere leiden unter ständiger Anspannung. Dieser Zustand ist oftmals so enorm, dass die Kaninchen starke körperliche Reaktionen zeigen und sogar das Immunsystem der Tiere nachhaltig geschwächt wird [5]. Das ständige Festsitzen in ihren Metallkäfigen ruft nicht nur Reizungen und Verletzungen der Pfoten hervor, sondern bringt auch eine enorme psychische Belastung für die Tiere mit sich. So kann es sogar vorkommen, dass sich Tiere aufgrund der Angst selbst verletzen.
Qualvolle Testverfahren
Kaninchen werden für verschiedene Bereiche qualvollen Tests unterzogen. Sie leiden unter anderem für die Grundlagenforschung, in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie sowie für Haushaltsreiniger oder Medikamente. Dabei werden ihnen unter anderem giftige Substanzen injiziert oder zwangsgefüttert; sie werden fixiert und leiden unter Flüssigkeitsentzug. Besonders häufig werden an den Kaninchen aber ätzende Substanzen wie z.B. Putzmittel getestet, die auf die Haut oder in die Augen gerieben werden [6].
Ein führender Test sind dabei die grausamen Draize-Tests der Augen und der Haut, die – obwohl sie aus den 1940er Jahren stammen – unglaublicherweise noch immer gängige Testverfahren sind. Der Draize-Test ist sogar noch immer die Standard-Methode in Europa, um die augenschädigende Wirkung von Substanzen zu testen [7]. Die Kaninchen werden für diesen schmerzvollen Test in speziellen Kisten fixiert, sodass nur der Kopf hinausschaut und sie sich die verabreichten Substanzen nicht aus den Augen reiben können. Die Testsubstanzen werden entweder auf die Haut oder in die Augen geschmiert oder getropft. Die Kaninchen müssen dabei unvorstellbare Qualen erleiden, ohne dass sie selbst etwas gegen die Reizungen und Verätzungen tun können. Neben den kaum auszuhaltenden Schmerzen sind Rötungen, Schwellungen, Hautblutungen, aber auch Geschwürbildung und Blindheit sind die Folgen für die wehrlosen Tiere. Bis zu drei Wochen – so lange dauert der Versuch meistens – wimmern sie vor unerträglichen Schmerzen.
Kosmetik: Tierversuche trotz Verbot?
Auch wenn die Nummer der Tierversuche für die Kosmetikindustrie relativ gering im Verhältnis zu den durchgeführten Tierversuchen in z.B. der Grundlagen- und Chemikalienforschung ist, so leiden noch immer Kaninchen für die Kosmetikprodukte, die wir wie selbstverständlich kaufen und verwenden. Denn die attraktiv verpackten und Schönheit versprechenden Produkte geben uns keine Auskunft über das Leid, das mit ihnen in Verbindung steht. Denn obwohl die Einfuhr und der Verkauf von neuen an Tieren getesteten Kosmetikprodukten und deren Inhaltsstoffen seit März 2013 in der EU verboten sind, geht das Leiden der Kaninchen und aller Tiere für die Kosmetik weiter [8]. So gibt es Länder wie beispielsweise China, in denen Tierversuche für Kosmetikprodukte gesetzlich vorgeschrieben sind. Marken, die ihre Produkte weltweit – also auch in diese Länder – vertreiben sind daher gezwungen, die unnötigen und qualvollen Versuche an Tieren durchzuführen. So lange also kein weltweites Verbot von Tierversuchen besteht, wird es diese geben.
Aber auch innerhalb der EU kommt es indirekt zu Tierversuchen für Kosmetikprodukte, da es über einige kosmetische Inhaltsstoffe Unklarheiten gibt. Dies bedeutet, dass Substanzen, welche neben ihrer Anwendung in der Kosmetik auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, als Chemikalien behandelt werden und somit an Tieren getestet werde können [9]. Darüber hinaus gilt das Verbot von Tierversuchen nur für neue Produkte, sodass an den meisten gängigen Kosmetika bereits Blut klebt.
Tierfreundliche Alternativverfahren
Auch wenn die Zulassung alternativer Testmethoden meist langwierig ist, gibt es heute vielversprechende Verfahren, um zahlreiche Tiere von ihrem Leid zu erlösen. So etwa der Human Skin Equivalent Test; ein Test an einem der menschlichen Haut nachempfundenen Modell. Doch auch die Vielzahl von Inhaltsstoffen, die bereits eine sehr lange und sichere Anwendung haben, machen ein Testen an Tieren überflüssig.
Obwohl es heute viele Alternativmethoden zu den grausamen Tierversuchen gibt, werden noch immer Milliardensummen als Unterstützung in die Tierversuchsforschung gesteckt. So werden Alternativmethoden in Deutschland nur mit 4-5 Millionen Euro subventioniert, wohingegen Milliarden Fördergelder pro Jahr in die Forschung mit Tierversuchen gehen [10].
Beende das Leid der Laborkaninchen!
Wenn dich das Leid der Kaninchen und all der anderen Tiere bewegt hat, dann gib diesen Tieren deine Stimme und beende ihr unvorstellbares Leid! Denn unser Kaufverhalten kann für die Tiere alles ändern. Entscheide dich bei jedem Kauf bewusst gegen Hersteller, die Versuche an Tieren durchführen und greife zu tierversuchsfreien und veganen Alternativen. Diese erkennst du zum Beispiel an den Cruelty Free-Logos von PETA oder am Leaping Bunny-Logo, einem springenden Hasen als Aufdruck auf Verpackungen, der ein tierfreundliches Produkt kennzeichnet. Jedes Lebewesen hat ein Recht auf ein würdevolles Leben sowie körperliche und seelische Unversehrtheit!
Die Schmerzen lassen irgendwann nach, doch etwas ist anders. Ich kann nicht mehr gut sehen. Ich habe solche Angst, dass die groben Hände wiederkommen. Plötzlich sind sie wieder da und mein Herz rast wie wild, als sie mich greifen. Doch diese Hände sind viel sanfter. Sie befreien mich aus meinem Gefängnis. Ich weiß nicht, was passiert. Ich habe so viele schlechte Erfahrungen gemacht. Doch dieses Mal tut mir niemand weh. Die Schmerzen werden weniger und ich sitze das erste Mal auf Stroh. Ich kann mich bewegen und erholen. Hier sind auch andere Kaninchen; ich bin nicht mehr allein. Noch immer habe ich Angst, doch ich glaube, dass es mir hier bald besser gehen wird.
~Spread Love and Happiness~
Hier findest du eine Liste an tierversuchsfreien Herstellern!
[1] BMEL (2019): „Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2018.“
[2] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Sieh es mit ihren Augen – Kaninchen.“
[3] Baier, Tina (2010): „Tierversuche: Kaninchen für die Kosmetik.“ Süddeutsche Zeitung.
[4] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Sieh es mit ihren Augen – Kaninchen.“
[5] Humane Society International (2013): „Rabbits: Blinded for Beauty.“
[6] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Sieh es mit ihren Augen – Kaninchen.“
[7] Baier, Tina (2010): „Tierversuche: Kaninchen für die Kosmetik.“ Süddeutsche Zeitung.
[8] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Kosmetik und Tierversuche.“
[9] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Kosmetik und Tierversuche.“
[10] Ärzte gegen Tierversuche e.V. (o.J.): „Sieh es mit ihren Augen – Kaninchen.“