Das Haushuhn ist das häufigste Nutztier Deutschlands. Rund 52 Millionen Legehennen dienen momentan als Lieferanten von Eiern, die für den menschlichen Konsum beansprucht werden [1]. Etwa die Hälfte dieser Hennen lebt dabei in sehr großen Betrieben, die 50.000 und sogar mehr Tiere halten [2]. Noch immer wird die Eierindustrie von der Bodenhaltung bestimmt, sodass die Hennen in der Regel zu Zehntausenden in stallähnlichen Hallen leben. Die Haltung zahlreicher Tiere auf engstem Raum ist fernab einer artgerechten Haltung von Hühnern und bringt erhebliche gesundheitliche und psychische Folgen für die Tiere mit sich.
Hühner sind sozial und intelligent
Hühner sind nicht nur besonders soziale Tiere, sondern auch sehr lernfähig und intelligent. Sie leben vorzugsweise in kleinen Gruppen von fünf bis zwanzig Tieren. Neben dem sozialen Zusammenleben in ihrer Gruppe zählen auch die regelmäßige penible Körperpflege sowie das ausgiebige Erkunden der Umgebung zu ihren Grundbedürfnissen. So verbringen sie viel Zeit mit dem Entdecken des Geländes und der damit verbundenen Suche nach Nahrung. Gemeinsam spüren sie Insekten und Würmer, aber auch Samen und Früchte auf. Zum Brüten suchen sich die Hennen geschützte Orte, an denen sie ihr Nest errichten und anschließend ihren Nachwuchs aufziehen. Hennen sind liebevolle Mütter, die ihren Küken bereits vor dem Schlüpfen aus dem Ei Laute beibringen. Verlieren sich eine Henne und ihr Küken einmal aus den Augen, so rufen die beiden so lange nacheinander, bis sie sich schließlich wiedergefunden haben und das Küken wohlbehalten ins Nest zurückgekehrt ist.
Das Problem der artgerechten Haltung
Aufgrund ihres ausgeprägten Sozialverhaltens und ihres Bedürfnisses nach Fortbewegung kann keine der in der Industrie gängigen Haltungsformen als artgerecht und die Grundbedürfnisse der Hühner stillend angesehen werden [3]. So sieht die konventionelle Bodenhaltung lediglich 0,11 m² Fläche pro Huhn vor [4]. Dass ein Huhn jedoch etwa 856 cm² Fläche zum Bodenscharren benötigt, wird hier nicht berücksichtigt [5]. Auch in der ökologischen Erzeugung sind die Haltungsbedingungen nur geringfügig anders. Hier steht einem Huhn nicht mehr als 0,16 m² Stallfläche zu. Zwar sind pro Henne 4 m² Auslauf vorgeschrieben, jedoch ist dieser stets zeitlich beschränkbar und kann von unterschiedlichen Faktoren wie etwa dem Wetter beeinflusst werden [6].
Wie bei allen Tieren, die nicht artgerecht gehalten werden steigt die generelle Aggressionsbereitschaft. Normalerweise würden die Hühner in ihren bevorzugten Kleingruppen die Rangordnung über ihr Verhalten festlegen. Durch die Vielzahl der Tiere in den Betrieben ist dies aber nicht möglich. In Auseinandersetzungen haben rangniedere Tiere darüber hinaus keine Möglichkeit, ihren Artgenossen auszuweichen. Folglich kommt es oft zu schweren Verletzungen untereinander. Aufgrund der Betriebsgröße, des Bewegungsmangels und der fehlenden Reize kommt es so bei den Hennen zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen, die vom Federpicken bis zum Kannibalismus reichen können. Die Haltung macht es den Hennen darüber hinaus unmöglich, ihrem natürlichen Legeverhalten nachzugehen, was für sie mit enormem Stress verbunden ist.
Bei solch großen Betrieben ist auch die Luftverschmutzung nicht vermeidbar. So ist es besonders das schädliche Ammoniak, welches durch die Exkremente freigesetzt wird und zu Atemwegsreizungen führt. Der Staub stellt sowohl für die Hennen als auch für das Personal ein Gesundheitsrisiko dar. Über ihn können sich verschiedene Erreger und Pilze verbreiten. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wird die Menge des Einstreus für die Tiere möglichst gering gehalten [7].
Das Leid der Designerhühner
Doch das Leid der Legehennen wird nicht nur durch äußere Bedingungen wie die nicht artgerechte Haltung hervorgerufen, sondern beginnt – noch viel fataler – in ihrem Körper selbst. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt zu: „Heute werden fast ausschließlich auf hohe Legeleistung spezialisierte Legehennen gehalten. Diese können über 300 Eier pro Jahr legen, bereits nach einem Jahr lässt die Leistung jedoch nach. Im Alter von rund eineinhalb Jahren werden die Tiere deshalb geschlachtet und durch junge Hennen ersetzt.“ [8] Diese Zucht auf Höchstleistung hat mit dem ursprünglichen Huhn, das im Jahr bis zu 40 Eier legte, nichts mehr zu tun. Die Qualzuchten der Hochleistungshennen sind rein vom wirtschaftlichen Denken der Menschen bestimmt und entwickeln sich immer extremer. Legte eine Henne 1960 durchschnittlich noch 148 Eier, so legte sie im Jahre 2010 bereits 294 Eier pro Jahr. [9]
Die Zucht der Designerhühner sieht auch hohe Verluste der Tiere vor, die bei genetischer Veränderung in Kauf genommen werden müssen. Viele Hennen erleiden Gendefekte, sodass sie tot geboren oder schließlich getötet werden [10]. Auch in der ökologischen Haltung werden größtenteils dieselben Züchtungen eingesetzt wie in der konventionellen Erzeugung. Das bereitgestellte Biofutter kann jedoch den erhöhten Bedarf an Eiweiß der Tiere nicht decken, sodass es zu Federverlusten oder gar Todesfällen kommen kann [11]. Andere häufige Erkrankungen, unter denen die Hochleistungshennen aufgrund ihrer Genetik und Haltungsform leiden, sind Eileiterentzündungen, Osteoporose, Skelettanomalien, Herzversagen sowie Parasitenbefall.
Der Weg zum Schlachter
Den Hennen, die trotz all der Gesundheitsrisiken überleben, ist jedoch kein langes Leben vergönnt. Sobald ihre Leistung nach etwa einem Jahr nachlässt, werden sie zum Schlachter geschickt. Während der Tiertransporte dorthin verfallen viele Tiere aufgrund der Enge und Hitze in Panik und ersticken qualvoll oder sterben an Herzversagen. Da die Arbeiter die Tiere unter Zeitdruck verladen müssen, sind Verletzungen und dadurch verursachte Verluste zumeist einkalkuliert. Je länger der Transport sich zieht, desto mehr Tiere verlieren ihr Leben.
Im Schlachthof angekommen werden die Hühner zunächst kopfüber an ein Förderband gehängt und zur Betäubung in ein unter Strom stehendes Wasserbad getaucht. Obwohl diese Methode seit 2004 aus Tierschutzgründen kritisiert wird, wird sie aufgrund ihrer Kostengünstigkeit weiter praktiziert [12]. Das Förderband transportiert die Tiere schließlich weiter zur Halsschnittmaschine und damit in ihren Tod. Nicht bei allen Tieren tritt dieser jedoch sofort ein. So kann es vorkommen, dass Schlachthofmitarbeiter einige Tiere nachschneiden müssen oder dass kleinere Tiere nicht tief genug in das vorherige Wasserbad eintauchen, um vollständig betäubt zu sein.
Das Kükentöten bleibt legal
Zu all den erschreckenden Einzelheiten kommt jedoch noch eine weitere hinzu. Jährlich werden allein in Deutschland 48 Millionen männliche Küken getötet, denn aufgrund ihres Geschlechts können sie der Industrie keinen Gewinn einbringen. [13] Da in der Geflügelmast andere Hühnerrassen eingesetzt werden, sind sie als Lebewesen also nutzlos und werden grausam entsorgt. Kaum haben sie sich ihren Weg aus dem Ei erkämpft, werden die Tiere, die über ein ganz normales Schmerzempfinden verfügen, bei vollem Bewusstsein durch schnell rotierende Messer geschreddert oder mit Kohlenstoffdioxid vergast, wobei sie einen einminütigen Erstickungstod erleiden.
Dass hilflose Lebewesen auf so brutale Weise getötet werden, empört viele Menschen. Wenn auch du der Meinung bist, dass sich der Wert eines Lebewesens nicht anhand des Geschlechts oder seines scheinbaren Nutzens für die Industrie bemessen lässt, dann entscheide dich bewusst gegen den Konsum von Eiern und versuche es vegan. So kannst du jedem Lebewesen den Respekt entgegenbringen, den es verdient!
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[1] BMEL (2018) (Hg.): Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe. Berlin, S.22
[2] BMEL (2018) (Hg.): Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe. Berlin, S.23
[3] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Legehennen.
[4] BMEL (2015): Mehr Tierschutz in der Legehennenhaltung.
[5] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Legehennen.
[6] BMEL (2015): Mehr Tierschutz in der Legehennenhaltung.
[7] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Legehennen.
[8] BMEL (2018) (Hg.): Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe. Berlin, S.23
[11] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Legehennen.
[12] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2020): Legehennen.
[13] BMEL (2018) (Hg.): Landwirtschaft verstehen. Fakten und Hintergründe. Berlin, S.22