Für viele Menschen gehört Leder selbstverständlich zum Alltag – ob als Jacke, Tasche, Schuh oder Möbelstück. Denn der Gedanke, dass die neue Ledertasche mal ein lebendiges und fühlendes Tier gewesen sein soll, ist zugegebenermaßen sehr abstrakt. Darüber hinaus halten viele Menschen Leder für ein Neben- oder Abfallprodukt aus der Fleischindustrie. Und schließlich haben sich doch schon unsere ältesten Vorfahren mit Tierhäuten warmgehalten und so das Überleben unserer Spezies gesichert. Diese Behauptung mag auch richtig sein, doch wir Menschen entwickeln uns ständig weiter und haben zahlreiche Alternativen zu der gegerbten Tierhaut entdeckt, die es uns ermöglichen, unseren Lebensstandard auch ohne unnötiges Tier- und Menschenleid zu halten.

Doch trotz dieser vielfältigen Alternativen boomt das Geschäft mit dem Leder. Die Lederindustrie konnte in den Jahren von 2000 bis 2014 sogar ein Wachstum von über 20% verzeichnen [1]. Hauptsächlich erstreckt sich dieses Wachstum jedoch auf Südamerika und besonders Asien, wo vier Fünftel des weltweiten Leders produziert werden [2].

Tierleid im Kleiderschrank

Der Großteil des Leders stammt aus Ländern wie Indien, Vietnam, Bangladesh oder China – Länder, die eine günstige Produktion von Leder und damit auch die grausame Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt ermöglichen. Dort müssen die Tiere – zumeist Rinder – lange Transportwege bei meist sehr hohen Temperaturen über sich ergehen lassen. Viele der Tiere erleiden während des Transports Verletzungen und es ist üblich, besonders schwache Tiere durch schmerzhafte Praktiken zum Weiterlaufen zu zwingen. So gehören das Reiben von Chili in die Augen des Tieres oder das Brechen des Schwanzes zu den gängigen Methoden, um die Tiere anzutreiben [3].

Den Tieren, die diesen Transport überleben, steht nun häufig ein quälender Tod bevor. Denn in vielen Fällen findet eine Schlachtung durch Aufschneiden der Kehle bei fehlender Betäubung nach islamischer Tradition statt. Dabei erleidet das Tier einen äußerst qualvollen Tod; es verblutet, bis es nach mehreren Minuten schließlich stirbt. So kann es auch vorkommen, dass dem Tier noch bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wird [4]. Auch wenn Leder in Deutschland unter anderen Bedingungen hergestellt wird, so durchlebt das Tier vorher auch den Leidensweg, dem es in der Massentierhaltung ausgesetzt ist und wird letztlich auch geschlachtet.

Fehlende Menschenrechte fürs Wohnzimmer

Um die Tierhaut haltbar und widerstandsfähig zu machen, muss sie den Gerbprozess durchlaufen. Für diese Gerbung wird neben einer Reihe anderer Chemikalien so gut wie immer das sogenannte Chrom III verwendet, aus dem sich unter ungünstigen Bedingungen Chrom VI entwickeln kann. Bei Chrom VI handelt es sich um eine hoch giftige und krebserregende Substanz, die gravierende Folgen für die ArbeiterInnen in den Gerbereien mit sich bringt [5]. Da sich auch die Gerbereien in aller Regel in Ländern mit niedrigen Sicherheitsstandards und kaum vorhandenem Arbeitsrecht befinden, erleiden die oftmals auch minderjährigen ArbeiterInnen aufgrund fehlender Schutzkleidung gefährliche Haut- und Atemwegserkrankungen.

Und das Gift bleibt bei weitem nicht in den Produktionsstätten. Die Stiftung Warentest konnte in jedem fünften in Deutschland verkauften Kinderschuh Rückstände des krebserregenden Stoffes Chrom VI nachweisen [6].

Umweltverschmutzung als Accessoire

Auch auf die Umwelt hat die Lederproduktion fatale Auswirkungen. So werden für einen Kilogramm Tierhaut bis zu 500 Gramm Chemikalien benötigt, von denen viele Rückstände oft ungefiltert in die Gewässer gelangen und nicht nur diese sondern auch die umliegenden Böden verschmutzen [7]. Auch tragen die schädlichen Abgase zu einer starken Luftverschmutzung bei. Sowohl die Verschmutzung von Gewässern als auch die der Böden und der Luft bringen eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung mit sich. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch, den die Lederproduktion erfordert. So benötigt die Herstellung von nur einem Kilogramm Leder zwischen 75 und 250 Liter der wertvollen Ressource [8].

Deine Stimme für mehr Gerechtigkeit

Die Produktion von Leder ist für Menschen, Tiere und Umwelt oft mit unvorstellbaren Bedingungen verbunden. Und natürlich hilft es niemanden, wenn wir unsere Lederartikel, die seit Jahren in unserem Schrank hängen, nun wegschmeißen und damit nur noch mehr Müll produzieren. Doch bei unserer nächsten Kaufentscheidung sollten wir den Weg unserer neuen Jacke, Schuhe oder Möbelstücke hinterfragen und Mensch, Tier und Umwelt zuliebe zu den vielfältigen Alternativen greifen, die wir heute zur Verfügung haben. Denn auch wenn einige vegan und unter fairen Bedingungen hergestellte Leder ebenfalls eine negative Umweltbilanz verzeichnen, so können zumindest Menschen- und Tierrechte sichergestellt werden. Im besten Fall aber wählen wir aus den vielen Materialien und Stoffen, die zudem auch unter umweltfreundlichen Bedingungen hergestellt worden sind.

Mit jedem unserer Käufe haben wir die wunderbare Möglichkeit, uns bewusst gegen Ausbeutung von Mensch und Tier und für Nachhaltigkeit auszusprechen. Bist du dabei?

~Spread Love and Happiness~

 

[1] Quarks: „So schmutzig ist die Herstellung von Leder“. https://www.quarks.de/umwelt/so-schmutzig-ist-die-herstellung-von-leder/

[2] Quarks: „So schmutzig ist die Herstellung von Leder“. https://www.quarks.de/umwelt/so-schmutzig-ist-die-herstellung-von-leder/

[3] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2014): „Leder: Terleid und Umweltverschmutzung. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung

[4] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2014): „Leder: Terleid und Umweltverschmutzung. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung

[5] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2014): „Leder: Terleid und Umweltverschmutzung. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung

[6] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2014): „Leder: Terleid und Umweltverschmutzung. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung

[7] Quarks: „So schmutzig ist die Herstellung von Leder“. https://www.quarks.de/umwelt/so-schmutzig-ist-die-herstellung-von-leder/

[8] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (2014): „Leder: Terleid und Umweltverschmutzung. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung